Schattenseiten am Roten Meer?

Der ägyptische Teil des Rote Meers südlich von Hurgada gehört zu den beliebtesten Tauchzielen weltweit. Von den meisten deutschen Flughäfen aus in moderater Zeit erreich- und bezahlbar. Eine große Zahl gut geführter Tauchbasen bieten für jeden Anspruch etwas Passendes! Angenehme Temperaturen über und unter Wasser versprechen einen rundum gelungenen Urlaub!

Wer beim Tauchen Abwechslung schätzt, der bucht eine Bootssafari, bei der unterschiedliche Spots angesteuert werden. Auch hier ist die Auswahl und damit die Konkurrenz groß! Die Zahl der Anbieter hat in den letzten Jahren rasant zugenommen: das Angebot reicht von eher bescheidenen Schiffen bis zum Aufenthalt auf einer Luxusjacht mit rundum Versorgung. Der Trent ist inzwischen weltweit zu beobachten. Mit der Sicherheit von Mensch und Material nehmen es da manche Anbieter nicht so genau: Hauptsache die Kasse stimmt…

In letzter Zeit gibt die steigende Zahl havarierter Safari-Boote Anlass zur Sorge, mit teilweise ernsthaft verletzten Passagieren und Todesfällen. Zum ersten Mal liegt jetzt eine wissenschaftliche Untersuchung zu verunglückten Tauch-Safari-Yachten vor. Justus Schiszler vom „Studiengang Schiffbau & maritime Technik“ der Fachhochschule Kiel hat sie für seine Bachelorthesis erarbeitet. Akribisch recherchierte er Urachen und Hintergründe von 31 Unfällen zwischen 2009 und 2023.

Dabei stellt Schiszler grundsätzlich fest: „Die Datenlage zu den Unfällen ist ungenau, da nur für wenige Unfälle offizielle Unfalluntersuchungsberichte vorliegen!“ Ausnahmen bestätigen auch hier die Regel. Die Konsequenz für den Forscher: „Stattdessen musste meist auf Aussagen von Betroffenen und Medienberichte zurückgegriffen werden. Teilweise gibt es Videoaufnahmen von den Unfällen, welche ebenfalls zur Unterstützung herangezogen werden konnten“. Allerdings: „Die Kooperationsbereitschaft der lokalen Behörden für weitere Informationen (waren) oft nur sehr begrenzt, da diese Unfälle öffentlich nicht wahrgenommen werden sollen. Jeder derartiger Unfall schadet der lokalen Tourismusbranche“.

Vor diesem Hintergrund ist die Arbeit von Justus Schiszler in besonderem Maße zu würdigen: Als erste Grundlagenforschung zu einem heiklen Kapitel des boomenden Tauchtourismus. Er stellt selbst fest: „Diese Analyse hat eine hohe Varkanz und relative Aussagekraft“. Das mag im wissenschaftlichen Sinne zutreffen, für den Sporttaucher ist sie aber von beträchtlicher Relevanz! Denn sie zwingt zum Nachdenken und dazu, sich vor dem Buchen einer Tauchsafari sehr genau kundig zu machen, wem man sich da anvertraut! Selbst wenn statistisch pro Jahr nur 1, 7 Unfälle erfasst wurden, ist die steigende Tendenz virulent: „Pro Unfall sterben dabei im Schnitt 1,8 Menschen (…) Besonders in Ägypten gibt es eine Häufung der Unfälle“.

Ein Vergleich mit der Handelsschifffahrt macht deutlich, „dass es in der Tauchsafarischifffahrt mehr als doppelt so viele Unfälle pro Schiff gibt. Auch bei der Analyse der Unfallursachen ergibt sich ein deutlicher Unterschied z. B. in der Häufigkeit von Bränden, welche 2, 6 mal so häufig auf Tauchsafarischiffen zu gesunkenen Schiffen führen…“ (…) Angesichts der Unfallhäufungen liegt die Vermutung nahe, dass die vorhandenen Vorschriften nicht ausreichend durchgesetzt werden. Doch es ist auch möglich, dass die Vorschriften nicht ausreichend sind…“

Fazit: „Es gibt fast keine verpflichtend geltende Vorschriften, die Tauchsafarischiffe einhalten müssen. Aus vorhandenen Vorschriften könnten jedoch eine eigene, für Tauchsafarischiffe sinnvolle Reglementierung erstellt werden. Aufgrund des heutigen schlechten Sicherheitsniveaus und oft ineffektiver nationaler Sicherheitsaufsicht, erscheint ein Handeln der Tauchindustrie zur Selbstregulierung hier dringend geboten. (…)

„Mit dieser Arbeit liegt ein erster Ansatzpunkt für weitere Arbeiten vor. Die nötigen Sicherheitsmaßnahmen werden umfangreiche weitere Arbeiten erfordern, um Verbesserungen flächen-deckend umzusetzen.“

Die komplette Arbeit „Untersuchung einer Reihe an Unfällen von Yachten für Tauchurlaube“ gibt es bei „taucher.net“ als PDF.

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