Neues von der „Titanic“

Ausstellung in Hamburg, Potsdam, Köln und Rosenheim zum Mythos des Dampfers

Noch bis zum 6. Januar 2026 präsentiert und dokumentiert das Museum „Lokschuppen Rosenheim“ den Luxusdampfer „RMS Titanic“ und seinen Untergang auf seiner Jungfernfahrt im April 1912. Dafür wurde das Innere mit Hilfe der modernen digitaler Möglichkeiten des 3D-Scans rekonstruiert und für den Ausstellungsbesucher begeh-und so erlebbar gemacht. Ob das vor dem Hintergrund von fast 1500 Toten besonders geschmackvoll ist, die bei der Tragödie gestorben sind, steht auf einem anderen Blatt…

Ähnliche Ausstellungen, wobei auch Artefakte aus dem Wrack präsentiert werden, finden zur Zeit auch in Hamburg (Expo-Halle Neß 9) und Köln (Ehrenfeld, Oscar-Jäger-Straße 99) statt. Ab Herbst dann auch in Potsdam-Babelsberg: hier soll sogar die berühmte Freitreppe in der Ersten Klasse in Originalgröße gezeigt werden.

Vor allem die Rosenheimer Ausstellung bietet aber auch neue Erkenntnisse über den Unfall-Hergang, der zum Untergang der „Titanic“ in nur wenigen Stunden führte. Durch die Kollision mit einem Eisberg wurde nicht – wie bisher angenommen – der Schiffsrumpf aufgerissen! Er wurde vielmehr eingedrückt. Durch den Aufprall lösten sich Verbindungs-Nieten des aus einer Vielzahl von Stahlplatten bestehenden Rumpfs und machten die Wände großflächig undicht. Daran war von den Konstrukteuren nicht gedacht worden, das eine vergleichsweise harmlose „Delle“ derart katastrophale Folgen haben könnte. Dies und mehr neue Einsichten vermittelt – für den, der nicht nicht die Ausstellung vor Ort besichtigen möchte, der schöne Katalog der Rosenheimer Ausstellung: „Titanic. Ihre Zeit, ihr Schicksal, ihr Mythos“ erschienen im Michael Imhof Verlag, 29.80€.

Wie die „Titanic“ ursprünglich ausgesehen hat, verdeutlicht dieses Model (in der Hamburger Ausstellung).

Jahrzehnte war unbekannt, wo sich das Wrack der „Titanic“ genau befindet. Allenfalls sehr, sehr tief auf dem Grund des Meeres, südwestlich von Neufundland. Erst 1985 gelang es dem amerikanischen Unterwasserarchäologen Robert D. Ballard (Jahrgang 1942) das Wrack in 3800 Metern Tiefe zu lokalisieren. Bereits diese Entdeckung legte nicht nur für sein enormes Wissen, sondern auch für seinen Geschäftssinn Zeugnis ab. Ballard hatte sich bereits lange und ausführlich mit der „Titanic“ und den Umständen ihres Untergangs beschäftigt. Geldgeber, die die riskante Erforschung finanzieren würden, fand er jedoch nicht. Er bediente sich eines Tricks: Der umtriebige Wissenschaftler köderte das amerikanische Verteidigungsministerium mit der (vorgeschobenen) Absicht, in geheimer Mission gesunkene Atom-U-Boote der US-Armee ausfindig zu machen.

Bei dieser Gelegenheit und „ganz Nebenbei“ machte er sich mit Hilfe eines Roboter-U-Boots aus Armee-Beständen auf die Suche nach der „Titanic“ und wurde am 1. September 1985 fündig. Die U-Boote hat er natürlich auch gefunden. Geschickt gelang es Ballard seine Entdeckung weltweit zu vermarkten. Ein Übriges zum „Titanic“- Boom hat dann 1997 der kanadische Regisseur James Cameron mit seinem – ebenfalls auf Ballards Entdeckungen – Herz-Schmerz-Schmus-Film „Titanic“ beigetragen.

„Abenteuer Tiefe – Die unglaubliche Geschichte des Mannes, der die TITANIC entdeckte“ ist der Titel der Autobiographie Robert D. Ballard, die er dem amerikanischen Vielschreiber Christopher Drew in die Feder diktiert hat. Das spannend zu lesende Buch ist im Verlag der „National Geographic“ erschienen und jetzt einem günstigen Preis (14€-5€) unter anderem bei „Thalia“ zu haben, nachdem das Original ziemlich teuer war. Ballard hat sich nicht nur als Wrack-Entdecker einen Namen gemacht, sondern sich auch als einer der ersten und gründlichsten Forscher der Tiefsee einen Namen gemacht.

Nachdem diese Region der Erde bisher kaum erforscht und den Menschen ziemlich fern war – abgesehen von jenem reichen Mann, der meinte, sie für einen Ausflugstrip benutzen zu können – haben Forscher wie Ballard dazu beigetragen, Begehrlichkeiten bei skrupellosen Spekulanten zu wecken.

Kürzlich schlug „Greenpeace“ Alarm:

„SOS aus der Tiefe“!

In einem Aufruf an die deutsche Bundesregierung heißt es:

„Unsere Ozeane: akut bedroht durch skrupellosen Tiefseebergbau. Die Tiefsee – eine Wunderwelt am Meeresgrund. Hier tummeln sich Lebewesen, die es sonst nirgends auf der Welt gibt. Millionen von Arten, die dort leben, haben wir laut Wissenschaftler:innen noch gar nicht entdeckt. Doch der am wenigsten erforschte Lebensraum der Erde ist nun Zielscheibe für einen neuen Industriezweig geworden.

Die Tiefseebauindustrie wartet nur darauf, den Meeresboden mit riesigen Maschinen umzugraben. Ihr Ziel: Manganknollen. Sie enthalten seltene Metalle, die angeblich für grüne Technologien benötigt werden.“

Das ist jedoch höchst umstritten, wobei Aufwand und Ertrag in keinem vernünftigen Verhältnis stehen. Der Umweltschaden aber enorm und irreparabel wäre! Bis Juli dieses Jahres will die „Internationale Meeresbodenbehörde (ISA)“ ein Regelwerk für Tiefseebergbau erstellen. „Greanpeace“ und zahlreiche weitere Umweltschutz-Organisationen, aber auch Wissenschaftler, warnen davor und befürchten, das dies ein erster Schritt zur Zerstörung einer Region der Erde ist, auf die die Menschen bisher keinen Zugriff hatten.

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